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Alte Wilde Korkmännchen, AZ Allgemeine Zeitung, Berlin, Coesfeld, Friedenau, Jessica Demmer, Josef Foos, Korkmännchen, Südwestpassage Kultour
COESFELD. Die Korkmännchen haben Coesfeld erobert. Immer mehr der kleinen Figuren, ob mit oder ohne Botschaft, erfreuen Einwohner und Besucher, die sich etwas Zeit nehmen, die Stadt genauer zu betrachten. Ob an oder in Kirchen, neben Bäckereien, in der Innenstadt oder in Wohngebieten – es gibt sie überall. Auch wenn die Coesfelder Korkmännchen-Väter und -Mütter weiter im Verborgenen wirken wollen, so hat Redaktionsmitglied Jessica Demmer mit einem der Gründungsväter der Bewegung in Berlin sprechen können.
Wolfgang, wann und warum hast du mit den Korkmännchen angefangen?
Wolfgang: Josef (Anm.d.Red.: Berliner Yoga- Trainer Josef Foos, s. Infokasten) hat 2009 damit angefangen. Ich habe einen seiner ersten „Street-Yogis“ gesehen und war hin und weg, habe aber selber erst 2012/13 angefangen.
Worum geht es bei den Korkmännchen genau?
Wolfgang: Das Besondere ist, dass obwohl sie im öffentlichen Raum stehen, sie für die meisten Menschen unsichtbar sind. Wenn sich dem Betrachter ein Korkmännchen zeigt, möchte er Freude und Glück bringen. Spaß für den Klebenden und den Sehenden ist das eine, das andere sind zu bestimmten Zeiten und zu bestimmten Themen auch Botschaften, bei mir zum Beispiel „#FreeDeniz“. Und dann – nicht zu unterschätzen – gibt es dieses „niedrigschwellige Widerständige“, das sich in der Rückeroberung des öffentlichen Raums zeigt.
Wie entstehen die Ideen zu den einzelnen Korkmännchen?
Wolfgang: Ich bin eigentlich der „Purist“ unter den Korkmännchen-Machern. Keine Farbe, wenig Accessoires. Andere sind da viel innovativer, Josef erfindet sich alle paar Monate neu.
Wie entscheidest du über die Orte, an denen du sie platzierst?
Wolfgang: Hoch genug, aber erreichbar, manchmal entscheide ich nach ‘schönen’ Straßennamen, manchmal an exponierter Stellung, manchmal in Stadtteilen.
Platzierst du sie bewusst, wenn dich niemand sieht, oder kommst du auch mal mit den Menschen ins Gespräch?
Wolfgang: In Berlin macht man das tagsüber, und es bemerkt kaum jemand, dass man da gerade etwas setzt.
Du stehst jetzt kurz vor dem 1000. Männchen. Wie viel Zeit investierst du dafür?
Wolfgang: Es „kostet Zeit“, aber das ist nicht wichtig. Im Winter anders als im Sommer. Während eines Fußballspiels im Fernsehen lässt sich schon etwas basteln oder beim Musik- oder Radiohören.
Woher kommen die ganzen Korken?
Wolfgang: Wenn Freunde wissen, dass man das macht, wird man überhäuft. Die Weinhändler liefern liebend gern. Es ist keine Not.
Stehst du in Kontakt mit anderen Korkmännchen-Bastlern? Gibt es da eine verschworene Gemeinschaft?
Wolfgang: Ich habe im Herbst eine Ausstellung hier in Berlin-Friedenau gemacht, im Rahmen der ‘Südwestpassage Kultour’ und dazu alle mir bekannten Streetartisten eingeladen, mir Figuren bereitzustellen. Wir waren fünf Berliner und vier Nicht-Berliner (aus Deutschland und Dänemark).
Was sagst du dazu, dass der Trend nun auch nach Coesfeld gekommen ist? Verfolgst du den Trend in anderen Städten?
Wolfgang: Ich bzw. wir finden das großartig, denn Korkmännchen sind ein offenes Projekt. Ich versuche, mich im Netz kundig zu machen.
Hast du schon über ein Ende deines Wirkens nachgedacht, oder wirst du weitermachen?
Wolfgang: Es gibt noch viel zu tun.
Nachtrag im Januar:
Coesfeld ist offenbar ein außerordentlich kreatives Pflaster. Auf der Straße sind schon Dutzende Figuren aufgetaucht und das Indoorpotenzial lässt noch einiges für die Straße erwarten – Korkfiguren, die von „Josef “ gemailt wurden.
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